Thurgau: «Vom Geheimtipp zum Must-see»
Massentourismus? «Das will im Thurgau niemand», stellt Adrian Braunwalder, Geschäftsführer von Thurgau Tourismus (TGT), im Interview klar. TGT setzt stattdessen auf naturnahe, nachhaltige Angebote und möchte Tourist:innen für den öV begeistern.
Text: Olivia Meier

Adrian, was macht den Thurgau für dich persönlich so besonders?
Die Mischung aus Kultur, Natur und Lebensqualität. Und: Es gibt im Thurgau kleine Schätze zu entdecken. Sehenswerte Orte, die noch nicht überlaufen sind, oder Wanderungen, die man fast ungestört geniessen kann.
Du engagierst dich seit über zehn Jahren für TGT. Was begeistert dich nach wie vor?
Die Schweiz ist für mich das schönste Reise- und Ferienland, das es gibt. Dass ich mit meiner Arbeit einen Beitrag dazu leisten kann, motiviert mich jeden Tag aufs Neue. TGT hat sich seit meinem Arbeitsbeginn stark verändert. Unser Team deckt heute vielfältige Themenbereiche ab. Zudem lebt der Tourismus von den Menschen: Ich habe das Privileg, immer wieder engagierte Personen kennenzulernen und gemeinsam Projekte zu realisieren. Das macht meinen Arbeitsalltag äusserst abwechslungsreich.

«Der öV soll für unsere Gäste noch einfacher zugänglich sein.»
Adrian Braunwalder
Geschäftsführer Thurgau Tourismus
Tourismus und Thurbo – warum passt das?
Da brauche ich nur aus dem Fenster zu schauen (lacht und zeigt nach draussen; die TGT-Geschäftsstelle liegt direkt am Bahnhof Romanshorn, Anm. d. Red.). Spass beiseite: Der öV ist für den Tourismus von grosser Bedeutung. Thurbo verbindet nicht nur Orte, sondern Erlebnisse und bietet unseren Gästen viele Vorteile. Insbesondere, weil bei Ausflügen die Zeit keine so grosse Rolle spielt wie etwa beim Arbeitsweg. Mit Thurbo wird bereits die Anreise zum Erlebnis. Man schaut aus dem Fenster, geniesst die Landschaft. Ausserdem ist unser öV erschwinglich und es gibt Angebote wie das Bodensee Ticket, mit denen unsere Gäste für wenig Geld viel entdecken können. Diese Angebote sollen noch bekannter werden.
Welche weiteren Ziele hat sich TGT gesetzt?
Wir fokussieren uns auf die Alleinstellungsmerkmale des Thurgaus und haben dazu die Themenwelten Wasserfreude, Bewegungslust und Naturliebe mit den jeweiligen Schwerpunkten Bodensee, Velo und Terroir gewählt. Der Thurgau soll sich vom Geheimtipp zum Must-see entwickeln. Wir setzen dabei aber auf Qualitätstourismus im Einklang mit der Natur – denn es ist vor allem die Landschaft, die unsere Region so sehenswert macht.
Führungswechsel bei Thurgau Tourismus
Im August 2025 trat Werner Fritschi, der auch Thurbo über 20 Jahre lang prägte, als TGT-Präsident zurück und übergab sein Amt an den bisherigen Geschäftsführer Rolf Müller. Dessen Funktion übernahm Adrian Braunwalder. Dieser engagiert sich bereits über 10 Jahre bei TGT, zuletzt als Leiter Produktmanagement und Gästeinformation sowie als Mitglied der Geschäftsleitung.
Wo siehst du besonders viel Potenzial?
Der Sommer ist unsere Hauptsaison. Für mich ist er aber nicht die schönste Zeit im Thurgau. Frühling und Herbst sind meiner Meinung nach landschaftlich noch viel attraktiver. Diese Vor- und Nachsaison möchten wir unseren Kund:innen in Zukunft schmackhafter machen.
Was passiert im öV-Bereich?
Der öV soll für unsere Gäste noch einfacher zugänglich sein. Im Einklang mit unserem Engagement im Bereich Nachhaltigkeit wird der öV zudem bei der Entwicklung von Produkten noch stärker berücksichtigt. Beispiele, bei denen dies bereits erfolgreich umgesetzt wurde, sind die Rugelreise im Thurgauer Murgtal oder die Piratenschule. Herausfordernd bleibt, dass viele Reisende zur gleichen Zeit unterwegs sind. Dass wir die Nebenverkehrszeiten besser auslasten können, ist ein Ziel, das wir mit Thurbo teilen.
Was möchtest du als Geschäftsführer bei TGT bewegen?
Eine Stärke von TGT ist die Kontinuität. Diese möchte ich weiter pflegen. Mit meinen über zehn Jahren bei TGT bin ich keine Ausnahme. Wir haben viele langjährige Mitarbeiter:innen. Ich möchte, dass TGT ein attraktiver Arbeitgeber bleibt, der seinen Mitarbeitenden eine individuelle Entwicklung ermöglicht – wie ich es erleben durfte.
Dein Geheimtipp, oder besser Must-see, für einen Ausflug im Thurgau?
Bei schönem Wetter empfehle ich die Wanderung von Stein am Rhein über den Generalstand nach Diessenhofen, wo man mit dem Schiff oder mit Thurbo zurück zum Ausgangspunkt gelangt. Bei schlechtem Wetter sind die kostenlos zugänglichen Museen in Frauenfeld (Naturmuseum, Museum für Archäologie und Historisches Museum) einen Besuch wert.
Hast du eine Thurbo Lieblingslinie?
Selbstverständlich! Die S1 zwischen St. Gallen und Romanshorn. Dieser Abschnitt gehört übrigens zur Grand Train Tour of Switzerland. Am liebsten im Frühling während der Bluescht, wenn über dem Pfänder die Sonne aufgeht.
Thurgau Tourismus in Kürze
Thurgau Tourismus (TGT) ist ein Verein mit rund 450 Mitgliedern. Als kantonale Tourismusorganisation ist sie vom Kanton Thurgau mit der Umsetzung seiner Tourismusstrategie beauftragt. Oberstes Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus im Thurgau.



